Ich hatte mir Ende September noch 1 Woche Urlaub reserviert, das Wetter war aber für eine Dolomiten-Tour zu schlecht (Schnee in der Sella-Region), daher entschied ich mich für einen anderen Trip, an den ich auch schon länger gedacht hatte: Von Wien über Prag und Dresden nach Berlin – das liegt lustigerweise genau in einer Luftlinie. Soweit so gut, jedoch gab es just in dieser Woche in Berlin keine günstigen Zimmer (wegen Berlin-Marathon), also suchte ich weiter und fand, dass Rostock auf der selben Luftlinie lag – Also dann auf zur Ostsee – denn Mittelmeer kann jeder.
Als Arbeitsgerät das Surly – bepackt mit 2 Seitentaschen, Ersatzgewand und Regensachen, pro Tag 150-200km und in 5 Tagen sollte ich an der Ostsee sein. Quartiere in Jihlova, Prag, Dresden und kurz hinter Berlin, dann noch Rostock 1 Tag Aufenthalt und am letzten Tag dann Rückfahrt mit Zug, was tatsächlich am schwersten zu buchen war (Rostock-Berlin-Nürnberg-Regensburg-Linz-Wien), na wenn das mal gutgeht…
Hier mein Video dazu:
Samstag um 8 Uhr Start aus Wien, 2 Seitentaschen, eine kleine Lenkertasche und Rahmentasche und eine kleine Gepäckträgertasche – vollgepackt also, letztendlich wurde aber tatsächlich alles davon gebraucht.
Über die Donauinsel nach Hollabrunn und die Retzer Gegend nach Znaim. Es warteten aber noch einige Kilometer bis zum Tagesziel nach Jiholva, die Sonne ging schon um 18.30 unter, ab 19 Uhr war es stockdunkel, Rehe und Hasen kreuzten den Weg. Die letzten Kilometer war es mir am Waldweg dann doch zu dunkel, also über die Strasse nach Jiholva – das Licht, das durch die SON28-Nabe angetrieben wurde, vollbrachte wahre Wunder. In Jiholva hatte um 21 Uhr der McDonald’s noch offen, also am ersten Tag nichts Regionales.
Von Jiholva gings am nächsten Tag durch einsame Radwege und kleine Dörfer, in denen nirgends Tankstellen oder Shops offen waren, Richtung Prag. Ein kleiner Umweg war notwendig, um bei einer offenen Tankstelle Kohlenhydrate und Wasser nachzuladen. Durch schöne, aber einsame böhmische Gegend kam ich dann wieder spät in Prag an, zum Glück gab es überall eRoller zum leihen, also düste ich noch rasch durch die Altstadt, um zumindest ein paar Sehenswürdigkeiten in der untergehenden Sonne gesehen zu haben.
Der Weg von Prag nach Dresden versprach einen schönen Radweg durch die Sächsische Schweiz – laut Internet war dieser auch nach dem Hochwasser wieder befahrbar. Also von der Moldau zur Elbe wechselnd, ein paar Höhenmeter und dann den Elbe-Radweg entlang, das Wasser stand tatsächlich 50cm unterhalb des Radwegs, hin und wieder musste man durch Gatsch.
Auch in Dresden ging sich noch eine Quick-Tour an den historischen Stätten (Semperoper, Frauenkirche, Augustusbrücke usw) vorbei aus, dann im Lokal eine Soljanka-Suppe und Sächsischen Sauerbraten.
Der nächste Tag brachte Regen, brachte mich dadurch mitten in den Naturschutzgebieten nördlichen Dresdens zur Verzweiflung, weil auch eine Navigation nicht mehr möglich war. Da außerdem die Strecke noch lang war und mein Quartier noch 20km außerhalb von Berlin lag, warf ich mich in den Zug, stieg im Osten Berlins wieder aufs Rad, durchquerte Berlin, verputzte die obligate Currywurst und rollte nach Oranienburg in mein Quartier.
Auch der nächste Tag versprach Regenwetter, daher nahm ich auch da für eine Teilstrecke den Zug, stieg in Neustedlitz aber wieder aus und fuhr die restlichen immerhin 150km durch die Heidelandschaft und immer mehr norddeutsch-anmutenden Gebäude nach Rostock ein, als der Regen erneut einsetzte.
Der Tag danach war für einen kleinen lokalen Trip an die Ostsee gedacht, endlich also am Strand, leichter Regen und viel Wind, aber ich hatte keinen Stress mehr, denn ich hatte es geschafft von Wien an die Ostsee! 860km, ca. 6000hm, jeden Tag 8-10 h am Rad.
Die Rückreise war nicht minder spannend, denn ungeplante Änderungen auf der gebuchten Zugstrecke gab es schon nach wenigen Kilometern: Statt zum Berliner Hauptbahnhof fuhr der Zug nur bis Berlin Gesundbrunnen, also war ein Sprint über 2 S-Bahnen rechtzeitig zum ICE notwendig. Der ICE hätte mich nach Nürnberg bringen sollen, jedoch wurde die Folgezüge in Österreich einfach gestrichen, also blieb ich bis München einfach sitzen, erreichte dann aber den Schnellzug nach Salzburg nicht mehr, musste auf den Regionalzug umsatteln, welcher aber wieder über 30 min Verspätung hatte, also war wieder ein Sprint in der 1minütigen Umsteigezeit vom letzten zum ersten Waggon nötig. Dieser nahm mich aber dann zum Glück bis nach Wien mit, wo ich um 20.40 endlich ankam.