Influencer inspirieren nicht nur zum Kauf von Produkten, sondern (zum Glück) auch zu neuen Ideen für epische Touren. So sah ich auf GCN einen Bericht, Italien an einem Tag komplett zu queren – Coast to Coast und das ging mir fortan nicht mehr aus dem Kopf. Gleichzeitig wurde von einem anderen Blogger (Christian Gemmato) das Gebiet rund um Cesenatico in der Emilia-Romana an der Ostküste empfohlen – dem Geburstort von Marco Il Pirate Pantani, dem italienischen Volksradhelden.
Also verknüpfte ich beide Ideen und schuf einen Plan, zuerst an der Ostküste das Pantani-Gebiet mir anzusehen, dann an einem Tag zur Westküste zu fahren und dort noch etwas durch die Toskana.


Dank ÖBB Nightjet und einer Mini-Cabin (großer Fan!) und einem Fahrrad-Abstellplatz, nahm ich also den Zug über Nacht nach Bologna, von dort nach Cesena. Dort startete die erste Tour, die ich an das berühmte Nove Colli-Rennen anlehnte: über die Hügeln im Hinterland von Il Pirate.
Nach ein paar Colli, viel Hitze und schwüle Luft und über 2400hm lag San Marino auch noch am Weg, ich überfuhr die Staatsgrenze, genoss ein Canolli und fuhr weiter nach Rimini, dort ein Gelato am Strand und die restlichen Kilometer den belebten Strand bis nach Cesenatico zum Hotel Lungomare.






Fazit: 164km mit 2400hm durch brütende Hitze, kaum Verpflegung am Weg und wenig Schatten.
Tankstellen sind in Italien nicht mehr mögliche Verpflegungsstationen, weil die meisten nur noch self-service nur für Benzin sind, keine Geschäfte mehr – da muss man sich dann rar gesäte Supermärkte suchen (an einem Sonntag auch nur schwer möglich).
Am nächsten Tag stand dann die Coast-to-Coast-Tour am Programm, musste ich doch am Abend in meinem Hotel in Pisa sein.

Von Cesenatico über Cesena nach Forli gabs nur unangenehme Landstraßen mit viel Verkehr, dann wurde es ruhiger, aber es ging auch die Apenninen hoch bis auf 1000hm – wunderschöne Serpentinen durch Wälder, aber auch viel heißen Sonnenschein. Einmal die Apenninen überwunden, gings dann zuerst steil, dann flach weiter den Fluss Arno entlang Richtung Florenz, Autoverkehr nahm zu, angenehm, war das dann nicht mehr, jedoch entschädigte der Blick in die Altstadt und die Ponte Vecchio für die Strapazen.










Dennoch waren es noch 90km bis ans Ziel, gespickt, mit verkehrsreichen Landstraßen, aber auch einsamen kleinen Bergstraßen über einen abschließenden Hügel noch bis nach Pisa, wo dann auch schon langsam die Sonne unterging.
Um in den letzten Lichtstrahlen mein Ziel, die Westküste bei Marina di Pisa, noch zu erreichen, gab ich noch mal kräftig Gas, zum Glück gibts dort einen schnurgeraden Radweg zum Hafen. Kurz nach 21 Uhr bei untergehender Sonne erreichte ich dann die Westküste. Groggy, aber happy nach 10h Nettofahrzeit (Brutto 13h), 243km und 1700hm.
Unter mitleidigem Blick nahm mich die nette Busfahrerin mit dem Rad zurück nach Pisa, wo ausgerechnet an diesem Tag Luminara di San Ranieri stattfand, ein Lichterfest, bei dem alle Häuser am Fluss beleuchtet waren, ganz Pisa bis Mitternacht auf den Brücken feierten und um 23 Uhr ein großes Feuerwerk zu Ehren des Stadtpatrons stattfand.
Glück für mich, so kam ich noch einer Portion Pommes als einzige warme Speise des Tages (Rest bestand aus Iso-Getränken, verdünntem Cola und Riegel).
Nach dem Epic Ride, derentwegen ich die ganze Reise überhaupt geplant hatte, war ich am letzten Tag ohnedies sehr K.O. und beschloss, mit dem Zug nach Poggibonsi am „Eingang zur Toskana“ zu fahren, und von dort dann gemütlich mit dem Rad über ein paar pittoreske Hügel nach Siena. Nach einem kurzen Abstecher in die von Touristen durchströmte Altstadt weiter in die Chianti-Gegend und über einen letzten Hügel nach Montevarchi zum Zug Richtung Florenz – auch noch mal 93km und 1700hm.







Mit ausreichend Zeit noch in Florenz marschierte ich noch die Sehenswürdigkeiten rasch ab, genoss Burrata und Pasta und wartete auf den Nachtzug, der mich über Nacht wieder nach Wien brachte.
In Summe: 500km und 6000hm, 23h Nettofahrzeit und viele Kalorien verbraucht.