Wenn man so Rennrad-Rundfahrten verfolgt, will man natürlich auch einmal testen, wie es ist, durch das ganze Heimatland zu fahren. Auch wenn überirdische Profis wir Christoph Strasser das nonstop in 28 Stunden schafft, wie lange braucht ein Normalo wie ich?
Am Dienstag hatte ich einen Vormittagstermin in Salzburg, also ungefähr in der Mitte, also dachte ich mir, ich nutze diese Gelegenheit und teste eine Österreichdurchquerung aus: Samstag mit den Nachtzug nach Bregenz (BTW: die neuen Mini Cabins sind wirklich großartig! 40 € Aufzahlung und man bekommt ein eigenes Reich, wo man gut schlafen kann plus 2 Frühstückssemmeln!). Man kommt dann um 8.30 in Bregenz an und kann gleich lostreten – Ziel: Über den Arlbergpass (Silvretta Höhenstrasse war leider noch geschlossen) Richtung Innsbruck.
Wegen der Sperre des Arlbergtunnels musste natürlich auch viel Autoverkehr über den Pass, ansonsten gab es einen wunderschönen Radweg zumindest bis nach Stuben, dort ignorierte ich das Radfahrverbot (wie sollte ich sonst rüber kommen???), nach 1200hm am Stück gab es am Pass tolle Sicht und tolles Wetter. Auf der Arlberg-Ersatzstrasse (die Autos hatten ja dann die Schnellstrasse) dann ins Inntal, dazwischen jedoch eine Totalsperre (sogar für Fußgänger!) bei Strengen, keine Alternative in Sicht – die Empfehlung auf der Tafel, über den Arlbergpass zu umfahren (sic!) war auch keine Option. Zum Glück entdeckte ich auf Komoot aber eine kleine Forstrasse mit Brücke, die mich zur Strasse, die von Ischgl ins Tal führte, brachte (Rad schiebend und tragend halt). Und dann am schönen Inntal-Radweg bis kurz vor Innsbruck weiter, wo ich vom Arlbergpass aus noch per Booking ein Zimmer in einem Gasthaus buchte. Die 80jährige Wirtin verköstigte mich mit Tiroler Spezialitäten und brachte mich mit der Aussage „So ein junger Bursch wie Sie fährt doch sicher ohne Motor!“ zum Erröten.
Am zweiten Tag gings dann durch Innsbruck durch weiter das Inntal hinunter über Wörgl am Wilden Kaiser vorbei nach Lofer und von dort über das kleine Deutsche Eck nach Bad Reichenhall und schließlich Salzburg, noch mal 180km aber nur mehr etwas über 1000hm. Der Weg führte hauptsächlich über asphaltierte Radwege, selbst das Tunnel beim Grenzübergang konnte ich so umfahren und ebenso wunderschön am Thumsee entlang. Hin und wieder musste ich schon auf die stark befahren Bundesstrassen ausweichen, aber immer nur relativ kurze Stücke.
Nach dem Termin am Dienstag vormittag in Salzburg beschloss ich noch bis nach Wels die 100km weiterzufahren, damit ich am Mittwoch nicht bis in die Nacht durchfahren musste. Die Radwege nach Wels waren trotz Regens gut befahrbar und auch da musste ich nur hin und wieder auf die unangenehme B1 ausweichen.
Der letzte Tag war wieder mit schönem Wetter gesegnet, es ging nun darum, die restlichen 240km nach Wien abzuspulen. Zuerst nach Linz zum Donauradweg und diesen dann entlang durch den Strudengau, Melk, Wachau, Krems nach Wien durchdrücken, wo ich gegen 18 Uhr meine 714km Tour durch Österreich beendete.