Leider war in einem Bike-Magazin mal zu lesen: „Du musst in deinem Leben mindestens 1 mal ein 24h-Rennen gefahren sein“ – das triggert.

In Österreich gibt es nicht viele Rennen dieser Art, aber in Deutschland schon – eines der bekanntesten und ältesten (seit 13 Jahren) ist das Wochenende am Alfsee – Ein sehr großer Campingplatz neben einem See und Vogelschutzgebiet nördlich von Dortmund und dort 24 Stunden lang im Kreis x-fach rundumadum fahren. 12km lang ist eine Runde, 150hm, Deich rauf, Deich runter, Kurs durch den anliegenden Wald und auch mal flach entlang des Deiches: Start Samstag 14 Uhr und letzte Runde vor 14 Uhr am Sonntag – wahlweise solo oder in 2er, 4er, 6er oder 8er Teams und sogar Spezialteams mit eMTB oder Gravel gibt es.

Dank Connex von Wippermann – die besten Ketten, die es für Mountainbike, Gravel und Rennrad gibt! – durfte ich in einem 2er Team starten und es war für alles gesorgt: Campingplatz, gemeinsames Kochen, Verpflegung und medizinische Betreuung während des Rennens.

Leider wurde mein Teamkollege krank und konnte erst wieder in den letzten Stunden des Rennens einsteigen, also blieb mir nichts übrig, als mich solo auf die Strecke zu werfen!

Samstag nachmittag nutzte ich, um die Strecke kennenzulernen, das Wetter war fantastisch, sonnig, warm, trocken – etwas zu trocken, denn die Kehren wirbelten nur so Staub auf, der bald mein ganzes Gesicht und Beine bedeckte. Die Rundenzeiten waren schön konstant unter 40 minuten, 4 Runden, dann kurze Pause, wieder 4 Runden, gegen Abend etwas kürzerer Rhythmus mit 3 oder 2 Runden, um dazwischen etwas essen zu können, die Lampen vorzubereiten und sich auch wieder mehr Lagen Kleidung anzulegen.

Bei Essen musste ich nur aufpassen, möglichst wenig Ballaststoffe zu nehmen, um die Pausen kurz zu halten, also vorbei an all den leckeren Broten und Wraps, nur Banane, bisschen Nudeln, Wassermelone und viel trinken!

Ab 21 Uhr war Pflicht, mit Licht zu fahren, ein paar Runden im Sonnenuntergang gingen sich noch aus, dann wurde es zappenduster, aber das Helmlicht spendete ausreichend Sicht – die Wege kannte ich nach den ersten 12 Runden eh schon ziemlich gut.

So verging dann die Zeit über Mitternacht bis 3 Uhr morgens recht flott, mehrere Podcasts begleiteten mich auf den ewig gleichen Wegen, nur die Lichter und Akkus musste ich ständig nachladen. Gegen halb 4 merkte ich aber schon Fahrfehler und beschloss, bis zum Sonnenaufgang eine kurze Pause zu machen, um nicht aus Müdigkeit vom Rad zu kippen.

Völlig verdreckt (das hatte ich erst danach, als ich nach dem Aufstehen in den Spiegel schaute, bemerkt) und mit verschwitzen Sachen warf ich mich ins Auto, keine 3 Sekunden später war ich weg, der Wecker klingelte kurz nach 5 – den Sonnenaufgang wollte ich einfach nicht verpassen! Kurze Klopause, dann wieder ab aufs Bike und bei herrlichem Sonnenaufgang über den Damm und in den Tag hinein.

Leider war der Akku der Kopfhörer schon leer, aber immerhin brauchte ich kein Licht mehr und auch bei den Zuschauern waren wieder mehr unterwegs, je wärmer es wieder wurde. Jede Runde entledigte ich mich dann auch wieder einer Kleiderschicht, und mein Herz hüpfte voll Vorfreude, als ich erfuhr, dass mein Teampartner die Schlussrunden fahren wird können. Also galt für mich: Durchhalten bis wir dann gemeinsam eine Runde drehten – immerhin kannte ich jede Passage, jeden Stein, jede Wurzel, jeden Grasbuckel – dann ließ ich ihn eine Runde alleine und wir schafften es tatsächlich, noch 4 Minuten vor Schluss eine Runde noch anzuhängen.

Ein paar Zahlen zu meiner Fahrt:

  • 302km in 25 oder 26 Runden (hab mich irgendwann verzählt) und 3100hm
  • 7738 kcal verbrannt (schade, die 10.000 hab ich scheinbar nicht geknackt)
  • in 24h 1,5h geschlafen, 17h 21 min Bewegungszeit
  • 17,4 km/h Durschnittszeit, 111 Watt Durschnittsleistung
  • Platz 13 in meiner Alterklasse von 225 – Juhuu!
  • Wäre ich als Solo-Fahrer gestartet wäre ich so zwischen Platz 20 und 25 over all!

OK, ich gebe zu: Ich war danach ziemlich fertig.


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